Datenrettung nach Totalausfall von ASUS ZenBooks

Lesedauer: 15 Minuten

Update 18.08.2019: Da wir in den vergangenen Wochen wieder 2-3 Anfragen pro Woche hierzu von Privatpersonen erhalten, die leider nur allzu oft exakte Kosten anfragen (was in diesem Artikel aber doch wirklich gut beschrieben war, jetzt gestrichen) und dann auf ausführliche Antwortnachrichten von mir nicht mehr antworten, ergehen hier ein paar Hinweise:

  1. Senden Sie die Geräte zur Diagnose an uns ein und wir melden uns bei Ihnen i. d. R. innerhalb von 3-5 Tagen mit einem Ergebnis.
  2. Die Kosten rechnen wir ab sofort nicht mehr pauschal ab sondern aufgrund des immer größer werdenden Aufwands ganz normal nach Aufwand zu 185,- € netto / 220,15 € brutto ink. USt pro Stunde (bei halbstündiger Abrechnung).
  3. Wir beliefern eigentlich nur Firmenkunden. Dieses Angebot war eine gut gemeinte Aktion für Privatleute, die Billignotebooks kaufen und dann einen Datenverlust erleiden. Wir arbeiten extrem automatisiert und zeitoptimiert. Wir antworten per E-Mail und versenden auch eine Rechnung nur per E-Mail. Bitte achten Sie darauf, dass Sie auch E-Mails empfangen können. Ständig volle Mailboxen privater Nutzer von GMX, Web und Google-Nutzern sind echt nicht unser Problem und da telefonieren wir auch nicht mehr hinterher.

Wenn Sie das ganze Technikgedöns nicht wirklich interessiert und Sie eigentlich nur auf der Suche nach jemandem sind, der Ihnen die Daten Ihres defekten ZenBooks wiederherstellen kann… hier die Fakten in der Kürze:

  1. Kostenpunkt bei uns je nach Schweregrad meist zwischen 300,- € und 1.000,- €
  2. Wiederherstellungsdauer in der Regel etwa 5-7 Werktage, ggf. zzgl. Versandzeiten falls Sie nicht in München ansässig sind und uns das defekte Gerät zusenden (Expressdienst am selben Tag möglich, sofern technisch möglich)
  3. Erfolgswahrscheinlichkeit: sehr gut

Es ist mal wieder soweit… einst hatte Sony mit seiner Vaio Serie eine ganze Palette an Geräten auf den Markt geworfen, die vor Leistungsangaben, quasi kostenlos vorinstallierter Zusatzsoftware und einem – für den der’s mag – sehr ansprechenden Design nur so strotzten. Die Verarbeitung war miserabel, die Komponenten nur für den reinen Heimgebrauch zum hin und wieder einmal damit herum spielen gedacht. Wobei „Spielen“ hier nur bedeutet, ein bisschen im Netz zu surfen und keinesfalls echte Leistung vom Gerät abzurufen.

Aus rein fachlicher Sichtweise war das Konzept der Vaios immer schon bescheiden. Es gibt keinen neutralen Begriff dafür. Sie waren rundum schlecht und so hat es die Branche nicht verwundert, dass Sony mit der gesamten Produktlinie in 2013 endgültig Schiffbruch erlitt. Am 6.2.2014 vermeldete Sony dann offiziell die längst überfällige Entscheidung, die Laptop Sparte einzustellen (vgl. hierzu die offizielle Sony Pressemeldung). Offiziell freilich nicht weil die Geräte schlecht waren, sondern weil man sich künftig auf die Handy-Sparte konzentrieren werde. Hat ja super geklappt, ich sehe überall auf der Straße nur noch Sony Mobiltelefone.

History Repeating

Nachdem alle Vaios vom Markt verschwanden, gab es für Interessenten „schöner“ Notebooks nur noch die Wahl zwischen den relativ teuren – gleichwohl extrem hochwertig verarbeiteten – Apple Geräten und billiger Consumer Ware, beispielsweise vom Billighersteller Acer. Echte Alternativen im professionellen Segment suchte man vergebens.

Interessanterweise kamen die ersten ASUS ZenBooks bereits 2011 auf den Markt, fanden dort aber noch wenig Markanteile. Mit den beiden Modellen X21 und X31 kamen Modelle in den Umlauf, die verdächtig an ein MacBook Air erinnerten. Wahrscheinlich war dies der Startschuss für die ZenBooks in Europa. Und mit immer neuem Design und neuen Features wie angeblich moderner Architektur, immer größerer Standardausstattung und immer mehr Verkaufsargumenten sehen wir uns heute einer Vielzahl solcher Design-Notebooks bzw. Subnotebooks auch im Business-Umfeld konfrontiert.

Home Use Notebook + schickes Design + teurer Preis = vermeintliches Profi-Gerät

Da wir nur Businessgeräte mit mindestens 3 Jahren vor Ort Austauschgarantie anbieten haben wir nie ZenBooks verkauft. Kunden, die unbedingt ZenBooks wollten, haben wir zu Amazon und Co. geschickt. Lediglich die Einrichtung haben wir für unsere Kunden übernommen und so hatten wir schlussendlich doch wieder recht viele davon in den Händen.

Was ich hier als Quintessenz schreibe ist also nicht aus der Luft gegriffen sondern basiert auf unseren eigenen tatsächlichen Erfahrungswerten.

Was spricht nun fachlich gegen ein ZenBook? Nun, da gibt es so viele Argumente, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Minderwertige Verarbeitung und Komponenten, schlechtes Lüftungsdesign, vollgepackt mit Dingen die kein Mensch braucht aber die sich gut verkaufen lassen. Bescheidenes Service-Konzept oder sollte ich lieber sagen, gar kein Service-Konzept? Es gibt nicht einmal kurzfristig vom Hersteller verfügbare Ersatzteile, da ASUS die lieferbaren Teile ständig für die eigenen Garantie-Reparaturen benötigt. Einfach nicht unser Metier, wir verkaufen professionelle Geräte mit einem glaubhaften Servicekonzept.

Richtig schön sieht man, wie ASUS an den ZenBooks zu Lasten des Kunden spart, wenn man sich die Festplattenkonfiguration näher ansieht. Wir hatten diese Woche gerade wieder ein UX301L vom Kunden im Haus, anhand dessen ich das veranschaulichen möchte.

Eines muss man hierzu wissen: Gute SSD Laufwerke sind auch heute noch sehr teuer. Für eine gute SSD Festplatte mit „nur“ 200 GB Kapazität muss man schon richtig tief in die Tasche greifen. Die von uns derzeit eingesetzten Intel 3710 SSDs liegen Stand heute bei einem Listenpreis von 448,46 € netto für das 200 GB Modell. Jetzt sollte man meinen, je mehr Kapazität benötigt wird, desto günstiger wird es im Verhältnis. Das war eigentlich schon immer so denkt man sich, doch weit gefehlt. Die folgende Tabelle zeigt das exemplarisch am eben genannten Intel Modell, ist aber auch auf alle anderen Hersteller übertragbar.

  • Intel SSD 3710 mit 200 GB => 448,46 € netto entsprechend 2,24 € netto pro GB
  • Intel SSD 3710 mit 400 GB => 896,92 € netto entsprechend 2,24 € netto pro GB
  • Intel SSD 3710 mit 800 GB => 1.793,81 € netto entsprechend 2,24 € netto pro GB
  • Intel SSD 3710 mit 1,6 TB => 2.690,73 € netto entsprechend 1,68 € netto pro GB

Bei Festplatten konnte man vertrieblich ganz anders rechnen. Innerhalb einer Produktserie war die Hardware unabhängig von der als nutzbar gekauften Speichermenge oft identisch. Veranschaulicht dargestellt wurden drei 500 GB Festplatten produziert, aber nur eine kam aus der Produktion und wurde auch tatsächlich als 500 GB Modell verkauft. Die zweite bekam ein 300 GB Label und konnte günstiger angeboten werden. Selbst ein bei Produktion bereits defektes Modell konnte einfach softwareseitig so gesperrt werden, dass dann beispielsweise nur noch 160 GB nutzbar waren aber als solche 160 GB große Festplatte konnte man es problemlos anbieten. Die Grenzkosten sind hier also entscheidend und bei großen Festplatten war nach oben hin sehr viel Spielraum, den natürlich sämtliche Hersteller zu nutzen wussten.

Bei den heutigen SSD Festplatten ist das nicht so. Hier existiert gar keine sich drehende Scheibe mit sperrbaren Speichersegmenten mehr. Eine SSD mit einem „Fehler“ ist im Vergleich zu Festplatten mehr oder minder sofort Schrott.

Auch die physikalische Art des Speichers lässt einen solchen Spielraum heute überhaupt nicht zu. Es wird so viel Speicherplatz auf die SSD Platine drauf gepackt, wie sie eben haben muss. Ob da nun 200 GB auf der Platine stecken oder 400 GB, spielt für die Produktion keine Rolle. Natürlich gibt es betriebswirtschaftlich gesehen Masseneffekte, aber diese spielen (noch) keine so große Rolle und außerdem ist fraglich, inwiefern ein Hersteller wie Intel diese auch tatsächlich an Notebook-Bauer wie Acer, Dell, Lenovo oder Toshiba weitergibt.

Aber zurück zu unserem schönen ASUS ZenBook. Wieso behaupte ich nun, dass die Festplattenzusammensetzung beim ZenBook Bände spricht und deutlich zeigt, wie schlecht und billig diese Geräte eigentlich sind? Nun, ganz einfach deshalb, weil ASUS gar keine Festplatte bzw. SSD einbaut sondern gleich mehrere davon. Sie sind sich sicher, in Ihrem ZenBook haben Sie aber doch nur ein einziges Laufwerk? Das mag schon sein, dass Sie nur eines sehen und das auch die richtige Größe hat. Aber das täuscht gewaltig…

Deckel ab und unter die Haube schauen

Öffnet man ein ZenBook, stellt man schnell fest: da kann irgend etwas nicht stimmen, denn irgendwie stecken da gleich zwei SSDs auf dem Mainboard, über irgend welche komischen Adapter wie es scheint. Im stolze 82 Seiten langen Handbuch des ZenBooks findet sich nichts dazu… also Butter bei de Fische, was ist hier los?

Die Erklärung ist denkbar einfach. Wie spart man bei ASUS ganz offensichtlich zu Lasten der Qualität bei den Produktionskosten? Anstelle einer ordentlichen SSD – wir erinnern uns an 2,24 € pro Gigabyte – kaufen wir einfach Restposten auf, die niemand mehr haben will. Infrage kommen dafür sofort die älteren SSDs, die heute keiner mehr haben möchte weil es viel größere und schnellere gibt. ASUS macht mit seinen ZenBooks nun folgendes:

  1. Billige weil zu kleine SSDs einkaufen. Im Fall des ZenBooks, das wir gerade in der Werkstatt hatten, reden wir hier von zwei Stück mit jeweils 256 GB Kapazität. Kostenpunkt: etwa je 104,- € Listenverkaufspreis.
  2. Alles über einen speziellen Adapter mit entsprechender Software als sogenanntes RAID Stripe Set konfigurieren. Aus ursprünglich zwei Festplatten wird dem PC jetzt vorgespielt, dass er nur eine Festplatte mit insgesamt 500 GB Speicherplatz hat.
  3. Auf der neuen Festplatte wird dann Windows installiert und schwupps… schon sieht der Benutzer nichts mehr davon, dass er in Wirklichkeit zwei kleine minderwertige SSDs eingebaut hat anstelle einer einzigen, hochwertigen und teuren. Im Windows Gerätemanager sind nämlich auch keinerlei direkte Rückschlüsse mehr möglich, was wirklich eingebaut ist. Windows „sieht“ nur das, was der Adapter vorgibt zu sein: nämlich eine einzige, große SSD.

Das heisst, auf diese Variante haben wir unseren Listenverkaufspreis von 2,24 € pro GB für ein gutes SSD Modell auf sensationelle 42 cent pro GB gedrückt. Ersparnis in der Produktion unseres vorliegenden ZenBook UX301L mit 500GB Kapazität: rund 900,- € netto ohne Steuer pro ZenBook.

Der Endanwender sieht davon nichts.

Und der Haken?

Solange alles funktioniert und der Rechner läuft, mag das ja ganz nett sein. Der Kunde zahlt schlussendlich für ein ZenBook rund einen Tausender weniger, als für ein professionelles Gerät. Problematisch ist dabei aber die Tatsache, dass es eben minderwertige Qualität ist von der der Kunde nichts mitbekommt.

1. Was wird dem Kunden erzählt?

Verkauft wird es dem Kunden ja als professionelles High End Gerät mit einer SSD Festplatte. Wohlgemerkt mit 1 SSD und nicht mit zwei zusammengeschalteten Billigmodellen. Ein MediaMarkt Verkäufer (MediaMarkt verkauft viele ZenBooks, das unserer Kundin gestern kam auch von dort) wird da sicherlich niemals darauf hinweisen, was für einen hochgradigen Schrott er da eigentlich verkauft. In unseren Augen grenzt das, was ASUS da macht, schon fast an Betrug.

2. Was passiert, wenn etwas defekt ist oder eine Aufrüstung ansteht?

Wieso sollte die SSD ausfallen? Weil SSDs technisch gesehen generell schon einmal sehr ausfallgefährdet sind, je billiger das Modell pro GB ist, desto größer ist wohl die Ausfallwahrscheinlichkeit. Setzt man dann auch noch zwei günstige SSDs im RAID Verbund ein, um die nutzbare Kapazität auf einer Partition zu erhöhen, erkauft man sich das mit einer dreimal so hohen Ausfallwahrscheinlichkeit, denn es gilt:

  • Ausfall SSD Nummer 1 => Totalschaden
  • Ausfall SSD Nummer 2 => Totalschaden
  • Ausfall RAID Controller => Totalschaden

Was passiert also, wenn etwas defekt ist? Pech gehabt!

Das klingt jetzt ein wenig lapidar, aber so ist es. In unserem Fall war es so, dass das ZenBook den Geist aufgegeben hatte (Hardwareschaden, höchstwahrscheinlich Überhitzung da das Gerät länger als eine Stunde am Stück eingeschaltet war). Die Reparatur lohnte nicht – etwa 400,- € Kosten für ein Ersatzmainboard und bis zu 8 Wochen Lieferzeit, weil ASUS im Moment einfach keine Ersatzmainboards für ZenBooks außerhalb des Garantiezeitraums liefern kann.

Wir mussten nur noch an die Daten ran kommen und genau das stellt einen dann vor die Frage, was tun? Festplatte ausbauen und an einen anderen Rechner hängen ist nicht möglich, da man nur über das Set Controller + SSD 1 + SSD 2 auf lesbare Daten zugreifen kann. Der Controller geht aber nur im ZenBook, das kaputt ist. Der ASUS Support sagt hierzu, man müsse das Gerät zum ASUS Reparaturzentrum nach Ahrensburg schicken und die Daten werden in jedem Fall gelöscht. Klasse. Und nun?

Die Rettung

Unser Weg führt über ein paar Umwege, aber zum Ziel der 100%igen Wiederherstellung aller Daten auf eine neue USB Festplatte. Folgende Schritte sind zu tun:

  1. ZenBook auseinander nehmen und die beiden SSDs ausbauen.
  2. Werksattrechner (Linux- oder Solaris-System) nehmen und über spezielle USB Adapter beide SSDs anschließen.
  3. Per dd eine 1:1 Kopie beider SSDs auf eine interne Festplatte des Testrechners kopieren (Originaldaten auf den SSDs bleiben davon unberührt falls etwas schief gehen sollte, man hat ja außer den Originalen sonst gar nichts mehr womit man arbeiten könnte).
  4. Zur Sicherheit Snapshot erstellen, dann beide gesicherten dd Images auf dem Testrechner neu als Matrix Storage Device mounten.
  5. Jetzt können die Daten als Dateien kopiert werden.

Dieser Weg funktioniert, ist aber extrem aufwändig. Mit einfachen „Bordmitteln“ eines Windows Rechners ist eine Datenrettung von einem ASUS ZenBook wohl so ziemlich unmöglich. Selbst eine Anfrage bei einem Datenrettungsunternehmen brachte zutage, dass diese Geräteserie verhasst ist.

Bei uns muss man je nach Art und Schwere des Defekts mit etwa 300,- € netto (357,- € inkl. 19% USt) für die Wiederherstellung der Daten eines defekten ZenBooks rechnen. Falls ungesicherte bzw. wichtige Daten auf dem Notebook gespeichert sind mag es das sicherlich allemal Wert sein. Ärgerlich ist einfach nur, dass es ein fast schon geplanter Defekt des Gerätes ist. Und fast noch schlimmer, würde ASUS wie jeder anständige Hersteller nur eine Standard-SSD verbauen anstelle dieses Billig-Ramsches, dann wäre das Retten der Daten in 20 Minuten Arbeit erledigt. Nur beim ZenBook braucht es zuweil mehrere Arbeitsstunden, irgendwie schade…

Falls auch Sie ein defektes ZenBook besitzen und nicht mehr an Ihre Daten kommen, melden Sie sich einfach bei uns. Wir besprechen gerne alles Weitere und senden Ihnen ein unverbindliches Angebot für die Datenrettung zu.

Als Ratschlag können wir nur empfehlen, sich vor dem Kauf bei einem seriösen Fachberater zu informieren und sich generell eine automatische, regelmäßige und funktionierende Datensicherung zuzulegen. Solange die weit verbreitete Meinung „Geiz ist geil!“ weiter vorherrscht, wird es auch immer Hersteller geben, die genau daraus Ihren Profit schlagen.

patrick.ruppelt