Höchst bedenkliche Alexa Standardeinstellungen

Neues Datenschutz-Update von Alexa teilt Kontakte und schickt alles was man Alexa sagt an polnische Zeitarbeiter im Home Office. Und nicht nur die eigenen Daten.

Lesedauer: 4 Minuten

Man hat sich ja schon oft gefragt, ob dieses ganze Smart Home Zeug wirklich sicher ist. Die Sprachassistenten von Amazon, Google und Co. standen schon oft genug in der Kritik. Wenn schon die Tagesschau und B5 Aktuell darüber berichten, dann muss da schon irgend etwas im Argen liegen. Zumindest ist es wohl berechtigt, das Ganze einmal zu hinterfragen.

Smart Home kann durchaus eine praktische Erfindung sein. Es kann das Leben leichter machen, gerade für Menschen mit Behinderung ist es eine echte Verbesserung der Lebensqualität. Ich möchte es mal ganz offen aussprechen: ohne Alexa könnte ich mein Schlafzimmerlicht abends kaum selbständig ausschalten, da mir der Weg ins Bett im Dunkeln leider nicht mehr möglich ist.

Aber man sollte sich schon im Klaren sein, was da alles genau mit seinen Daten passiert. Amazon hat mal wieder die Standardeinstellungen angepasst, ist mir mehr zufällig aufgefallen als ich mal wieder in die Alexa App geschaut habe:

Rechtlich für mich durchaus fragwürdig ist hierbei, dass in keinster Weise für mich ersichtlich ist, was mit den Daten eigentlich passiert.

  • Ich habe nirgendwo gelesen, dass meine Sprachaufzeichnungen überall auf der Welt von Menschen bearbeitet werden. Eben nicht ekektronisch, sondern durch Leute, die sich anhören was ich Alexa zu sagen versuche.
  • Erst recht nicht bewusst war mir, dass das auch irgend welche Leiharbeiter in deren Wohnzimmer mit einschließt.
  • Ach, und an 7.000 Mitarbeiter geht das, die auch noch irgendwo in Polen im Home Office sitzen? Puh, also das habe ich in den Datenschutzbestimmungen nicht gelesen.
  • Heute zum ersten Mal gesehen habe ich, dass Alexa nicht nur meine eigenen Daten verwendet sondern am liebsten gleich noch die Daten meiner Kontakte haben möchte. Also das geht nun wirklich zu weit und ist rechtlich meiner Meinung nach absolut unzulässig.

Der Vollständigkeit halber hierzu (oder einfach mal selbst danach im Netz suchen):

Wie leider so oft in letzter Zeit versagt hier die Datenschutzgrundverordnung auf kompletter Linie. Bzw. die Durchsetzung dieser, zumindest in Deutschland – aber wohl auch im Rest der EU.

Immerhin kann man das alles deaktivieren. Ich frage mich aber, ob dies wirklich eine Standardeinstellung sein muss. Noch dazu so sehr versteckt, dass kein normaler Mensch jemals auf die Idee käme, gezielt danach zu suchen.

Ein Schelm sei, wer Böses dabei denkt…

Ich sehe das so ein bisschen wie mit den Druckerpatronen und Tonern. Wer glaubt denn ernsthaft. ein Hersteller könnte einen Farblaserdrucker für unter 100,- € produzieren. Oder ein Multifunktionsgerät, bestehend aus Drucker, Scanner, Kopierer und Faxgerät inkl. Lagerung, Versand an den Kunden und Umsatzsteuer für brutto 29,90 € (vgl. https://www.amazon.de/Canon-Multifunktionsger%C3%A4t-Scanner-Kopierer-Drucker/dp/B0074JZCY4/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=2K4EVSWZ2N5XH&keywords=tintenstrahldrucker&qid=1565260431&s=gateway&sprefix=tintenstrah%2Caps%2C169&sr=8-1 )?

Wer glaubt, das ginge, ohne dass man sich hinterher an irgend etwas bereichert, der ist dann eigentlich auch wieder selbst Schuld. Was beim Drucker die Tintentanks oder Tonerkartuschen sind, das sind bei Smart Home Geräten halt die persönlichen Daten. Wie sonst sollte es möglich sein, eine sprachgesteuertes Allround-Talent für unter 27,- € anzubieten (auch hierzu vgl. https://www.amazon.de/Amazon-Echo-Vorherige-Generation-general%C3%BCberholt/dp/B01DFKBNHU/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=alexa&qid=1565260602&s=gateway&sr=8-1 )?

Natürlich repräsentiert dieser Artikel nur eine (meine) persönliche Meinung. Aber nachdem es nur meine eigene Meinung repräsentiert kann ich auch sagen:

„Amazon & Co., bitte nachbessern. Das ist unverschämt, was ihr euch da erlaubt.“

Allen Nutzern bleibt nur unsere Empfehlung, regelmäßig derartige Einstellungen in allen verwendeten Produkten zu kontrollieren und zumindest von den Möglichkeiten, die man zum Schutz seiner Daten hat, auch tatsächlich Gebrauch zu machen.

patrick.ruppelt