Microsoft Office reaktivieren

Lesedauer: 7 Minuten

Eine never ending Story der Probleme des Microsoft Lizenzservers. Wer kennt nicht die Meldung „Die meisten Funktionen von Office wurden deaktiviert, du böser zahlender Kunde der auch noch was haben will für sein Geld“.

Da zahlt man jeden Monat für die Software, und hat gefühlt jeden Monat neue vermeidbare Probleme damit. In jüngster Zeit senden uns Kunden wieder verstärkt den immer gleichen Screenshot von Outlook ein, das sich beim Start bereits aufhängt und keine E-Mails mehr versendet:

„Nicht lizenziertes Produkt“ – die bekannte und typische Meldung von Microsoft Office

Hintergrund dürfte wohl – im Gegensatz zu bisher – nicht nur der Microsoft Lizenzserver sein, der alle Office-Lizenzen von Nutzern verwaltet und bekanntlich gerne mal „vergisst“, welcher Benutzer auf welchem Rechner gültige Nutzungsrechte hat.

Problem 1: Microsoft Lizenzserver „vergisst“

In den 90er Jahren wurden noch fleißig Lizenzschlüssel herausgegeben, die allenfalls nach einem großen Update alle paar Jahre mal neu durch den Hersteller verifiziert wurden. Für Microsoft hatte es das Problem, dass ein Schlüssel auch gültig ist wenn man diesen Ziffern- und Buchstabencode durch einen Kopier jagt und bei einer zweiten Firma noch ein weiteres Mal installiert.

Durch den Wechsel auf personengebundene – namentliche – Lizenzen, wurde das eigentlich start vereinfacht. Keine ständige Prüfung auf Weitergabe der Lizenz-Keys mehr nötig, deaktivierte Benutzer bekommen auch sofort keine Lizenz mehr und können die Software nicht mehr nutzen.

Man sollte also davon ausgehen können, dass das an E-Mail-Adressen gebundene Lizenzsystem für den Hersteller deutlich einfacher zu verwalten wäre als die bisher verwendeten Schlüsselsysteme. Leider liegt der Teufel wie so oft im Detail.

Bei Microsoft programmiert man offensichtlich nunja, nennen wir es einmal „nachlässig“. Ist Microsoft der Meinung, die Office Lizenz muss neu überprüft werden – gefühlt also bei fast jedem Start der Software – dann ist das eben so und der Benutzer darf bis zum Abschluss der Prüfung auch nichts mit seiner Software machen.

Dumm nur, wenn die Lizenzserver von Microsoft mit Prüfungen aller möglichen Rechner so überlastet sind, dass die Antwort lange dauert. Oder Office so dramatisch schlecht programmiert wurde, dass es sich aus anderen Gründen ständig aufhängt oder nicht mehr reagiert. So passiert das dann leider auch regelmäßig bei der Office Re-Aktivierung.

Problem 2: Angeblich „zwingendes“ Update nötig

Neu ist seit einiger Zeit auch, dass Microsoft zusätzlich Zwangsupdates in Office einbaut und die Installation neuerdings dadurch erzwingt, dass die Software ohne Update schlicht und ergreifend nicht mehr verwendet werden kann. Sehen wir uns die Meldung noch einmal etwas genauer an, es ist nicht die, die wir noch von vor ein bis zwei Jahren kannten:

„Update benötigt“ – eine neue Art, den Benutzer zum Update zu zwingen

Das finde ich schon annähernd grenzwertig. Denn hat der Benutzer gerade keine Internetverbindung verfügbar (z. B. im Flugzeug), dann kann er seine Software nicht mehr benutzen. Eine Vorankündigung dazu gibt es nicht. Wenn Microsoft sagt du brauchst ein Update, dann ist das so.

Es hilft in diesem Fall dann tatsächlich auch nichts anderes, als zu warten bis man wieder „online“ ist und dann ein Onlineupdate durchzuführen. Wohlgemerkt für ein lokal installiertes Office-Produkt, das kein Cloud-Produkt ist (man denke da auch zurück an die Auswahlkriterien für Cloud oder On-Premise Systeme).

Anschließend ggf. noch auf „Jetzt aktivieren“ klicken, Kaffee machen und hoffen, dass es klappt. Denn das würde es wahrscheinlich normalerweise auch, wäre da nicht noch eine kleine Sache die einen immer und immer wieder einholt…

Problem 3: Microsoft Office ist schlecht programmiert

Würde Microsoft nicht so schludrig entwickeln1)https://www.itk-security.de/einstweilen-vorsicht-bei-microsoft-updates-geboten/ und seine Marktmacht nicht derart missbrauchen2)https://www.itk-security.de/wie-microsoft-seine-marktmacht-missbraucht/, gehörten solche Phänomene längst der Vergangenheit an.

Ob es nun am Lizenzserver liegt, an schlecht programmierten Office-Anwendungen, oder an was auch immer. Wenn eine Software die Lizenz überprüft oder ein Update benötigt, dann darf sich diese nicht permanent deswegen aufhängen.

Outlook Fehler „Keine Rückmeldung“

Dass es Microsoft auch nach dreißig Jahren Entwicklung nicht geschafft hat, eine saubere Fehlerbehandlung in Office einzubauen zeigt deutlich, wie egal es Microsoft ist.

Es ist halt so, wie es ist. In anderer Sache hatte ich in früheren Zeiten schon einmal bei Microsoft offiziell nachgefragt3)https://www.itk-security.de/quo-vadis-it/, wie es sich mit solchen Dingen verhält. Das ernüchternde Statement war: wenn es ein bekanntes Problem ist, dann müssen Ihre Kunden damit leben.

Also auch hier, ganz klares Ami-Modell: „Take it or leave it.“

Problem 4: Mac User aufgepasst

Unbekannt ist derzeit noch, ob diese Meldungen auf Macs ebenfalls erscheinen und ein Update auf die neueste Version voraussetzen wie auf Windows Rechnern. Das wäre fatal, denn hier kann man wegen bekannter Einschränkungen auf Macs gar nicht unbedingt sagen, dass man die aktuelle Office Software überhaupt installieren kann.

Apple untersucht bei OS X Updates das Gerätealter. Ist der Mac zu alt, gibt es keine neue OS X Version4)https://support.apple.com/en-in/HT208202. Microsoft unterstützt bei Office Updates nur noch die aktuellen OS X Versionen sowie maximal zwei Vorgängerversionen5)https://support.office.com/en-us/article/microsoft-os-requirements-for-office-2019-for-mac-and-office-365-for-mac-16b8414f-08ec-4b24-8c91-10a918f649f8?ui=en-US&rs=en-US&ad=US. Danach ist Schicht im Schacht.

Wer also nicht mindestens macOS 10.13 auf seinem Rechner hat, bekommt ab sofort keine Office Updates mehr. Keine Office Updates und Deaktivierung des Produkts heisst für den Nutzer, dass er einen neuen Rechner kaufen darf. Nur weil Microsoft ein Office-Update für zwingend nötig errachtet. Man darf gespannt sein.

patrick.ruppelt